Ein stimmungsvolles Adventsfest unter freiem Himmel feierte der Verein zum Erhalt der Johanniskirche am Freitag- abend. Loderndes Feuer, Posaunenklänge und Glühwein machten den Abend zu einer ernst zu nehmenden Alternative zu überfüllten Weihnachtsmärkten.
Von Jasmin Takim
Weißkirchen. Feier im Kerzenlicht: Trotz der Kälte kamen gut 40
Besucher in der Kirchenruine zusammen. Foto: ReichweinIm verschneiten Ortskern ist es ruhig, nur gelegentlich knirscht ein Auto im Schritttempo durch die engen Weißkirchener Gassen.
Heimelig ist es an der Johanniskirche. Zwölf Fackeln weisen den Weg zur Ruine, die dank ein paar rühriger Bürger immer wieder zur Stätte außergewöhnlicher Veranstaltungen wird – und das nicht nur
bei sommerlichen Temperaturen.
"Johanniskirche im Advent" hat mittlerweile schon Tradition, zumindest unter den Mitgliedern des Vereins, der sich den Erhalt der denkmalgeschützten Ruine auf die Fahnen geschrieben hat. Stefan Dillmann und das Ehepaar Matthias und Birgid Fuchs aus dem vorstand beweisen auch dieses Jahr wieder, dass es möglich ist, unter freiem Himmel bei Temperaturen um den Gefrierpunkt gemütlich den zweiten Advent zu begehen.
Bei Trompeten- und Posaunenklängen stehen rund 40 warm eingepackte Gestalten um ein offenes Feuer – kein Kopf unbemützt, keine Hände, die sich nicht an einer Tasse Glühwein wärmen, der an einem der beiden Stände ausgeschenkt wird. Auch Quitten- und Kirschgelee gibt es im Angebot, die Erlöse aus dem Verkauf kann der Verein gut gebrauchen.
"Unser nächstes Projekt ist ein neuer Holzfußboden für die Sakristei", berichtet Matthias Fuchs, während seine Frau zwischen "Jingle Bells" und anderen Weihnachtsliedern Gedichte vorträgt. Rund 1000 Euro brauchen Fuchs und seine Mitstreiter noch für die neue Ausstattung des 25 Quadratmeter großen Raumes. Der soll künftig auch im Winter als Versammlungsort des Vereins dienen.
"In dieser Jahreszeit müssen wir uns immer außerhalb der Kirche zu unseren Mitgliederversammlungen treffen", sagt Fuchs. Das soll sich im kommenden Jahr ändern. "Der Raum soll bis zum Frühjahr fertig sein. Stefan Dillmann und Rolf Demel erledigen das alles selbst." Außer dem Boden soll die Sakristei ein neues Fenster und ein paar Regale bekommen – "da können wir dann die Klappstühle für die Veranstaltungen deponieren", erklärt Fuchs.
Auch eine Tür soll im Durchgang zum Seitenraum eingebaut werden. "Wie sie sehen, gibt es derzeit nur einen Rundbogen", sagt der stellvertretende Vorsitzende und weist auf den Durchgang zu dem kleinen Raum neben dem Altar. Dort lagern derzeit Tische und zwei Kühlschränke. Die warten auf ihren Einsatz im kommenden Sommer.
Welche kulturellen Schmankerl die Besucher der Johanniskirche 2013 erwarten, steht jedoch noch in den Sternen. "Wir suchen noch Künstler, die bereit sind, für kleines Geld aufzutreten." Für den Adventsabend zumindest konnten Fuchs und seine Mitstreiter einen alteingesessenen Weißkirchener dazu bewegen, ein Werk des Heimatdichters Fritz Langsdorf vorzutragen. Wolfgang Ritsert hat "Die letzte Weihnacht" ausgewählt, und ein passenderes Gedicht hätte es für die feierliche Stunde kaum geben können.
"Langsdorf hat das Gedicht 1962 geschrieben", erklärt Ritsert – vor 50 Jahren, als die Johanniskirche geschlossen und vom Neubau St. Crutzen abgelöst wurde. "Zum alten Kirchlein gehen meine Spuren durch tief verschneite enge Gassen, es ragt hinaus hoch über Haus und Fluren, wie bald, wie bald steht es verlassen." Doch Langsdorf poetischer Abschied von der Johanniskirche war kein Abgesang auf das Gemäuer, wie der Verein zum Erhalt der Johanniskirche an diesem Abend wieder beweist.
"Er hätte sich darüber gefreut, dass wir heute hier zusammen feiern", ist sich Wolfgang Ritsert sicher. Er kannte ihn schließlich persönlich, den alten Weißkirchener Heimatdichter. Schon 1952 trug er als Kind ein Gedicht Langsdorfs zur Ankunft einer neuen Glocke für die damals noch intakte Johanniskirche vor. 2012, 60 Jahre später, schließt sich der Kreis.
Weitere Infos zum Verein finden Interessierte im Internet auf
http://www.johanniskirche.org.
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